Strecke: Nukus-Samarkand
Fahrzeit: 20:53
Distanz: 1013 km

In der dritten Etappe unserer Zugreise sind wir in Nukus angekommen und haben die Umgebung um den Aralsee erkundet. Vor unserer Weiterreise besuchen wir noch das Sawitski-Kunstmuseum. Igor Sawitski ist es dank der Abgeschiedenheit Karakalpakstans gelungen, von den Sowjets als unpassend verurteilte Kunst zu sammeln und vor der Zerstörung zu retten. So kommt es, dass Nukus nun über das wohl bedeutendste Kunstmuseum Zentralasiens verfügt. Ein Rundgang ist absolut empfehlenswert und die Geschichten hinter den Gemälden berühren.

Weiter geht die Fahrt mit dem Zug nach Samarkand. Im offenen Wagen sind wir die Attraktion: Männer wollen mit uns Vodka trinken, Frauen ihr Englisch ausprobieren und Kinder mit uns spielen. So können wir uns nicht über Langeweile im Zug beklagen, und kommen rasch in Samarkand an. Züge über die Grenze nach Tadschikistan gibt es leider wie erwartet nicht und so schauen wir uns erst mal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Samarkand an, also den berühmten Registan-Platz und die eindrücklich verzierten Mausoleen am Friedhof.

 

Khujand

Aufgrund der etwas angespannten Beziehungen zwischen Usbekistan und Tadschikistan sind leider nur ganz wenige Grenzübergänge offen, so dass wir mit dem Auto zur Grenze bei Oybek fahren müssen. Seit meinem dreimonatigen Praktikum in Khujand 2007 war ich nicht mehr in Tadschikistan und bin entsprechend gespannt, wie sich das Land und die Stadt in der Zwischenzeit verändert haben. Gleich zu Beginn fallen mir die guten Strassen und die zahlreichen Tankstellen auf – beides Neuerungen gegenüber von vor acht Jahren. Auch die Stadt Khujand (die früher Leninabad hiess) wurde stark modernisiert. So wurde etwa die prominete Lenin-Statue durch den Nationalhelden Somoni ersetzt und neue Parks mit bunten Springbrunnen und prunkvollen Pavillons angelegt. Aufgrund von Protesten der Bevölkerung wurde jedoch der alte Metall-Lenin nicht entsorgt, sondern in einen etwas abgelegeneren Park verschoben, wo er unterdessen den Rekord des grössten noch stehenden Bildnisses des frühen Führers der Sowjetunion innehält. Ein weiteres Überbleibsel vergangener Zeiten ist das Hotel Leninobod, in dessen Sowjet-Charme versprühenden Zimmern wir uns einquartieren.

Nicht verändert hat sich jedoch der attraktive und lebendige Markt Pandschschambe und die überwältigende Gastfreundschaft der Bevölkerung. In und um Khujand kann man sich problemlos mehrere Tage mit Spaziergängen und Ausflügen bei Laune halten, auch wenn diese in den gängigen Reiseführern nicht erwähnt werden. Und überall trifft man auf das Interesse der Einheimischen, egal ob man sich in einer gemeinsamen Sprache unterhalten kann oder nicht. So fahren wir zum Beispiel an den grossen Stausee Kayrakkum, besuchen den kleinen Wallfahrtsort Langar-Ota (wo wir vom Mullah und Pilgern zum Mittagessen eingeladen werden), treffen alte Freunde und schliessen Bekanntschaft mit einer sympatischen Sprachlehrerin, die mit viel Enthusiasmus eine Sprachschule aufbaut, bei der mittellose Kinder auch kostenlos Englisch lernen können1.

Khujand verlassen wir mit dem Vorsatz, bis zum nächsten Besuch nicht weitere acht Jahre verstreichen zu lassen…

 

 

 

Diese Langstrecken-Zugsreise hat uns sehr gut gefallen und wir können nur jeden ermutigen etwas ähnliches zu machen. Natürlich sind wir auch gerne bei der Planung behilflich, es gibt eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten. Aber trotzdem nahmen wir dann für die Rückreise in die Schweiz gerne das Flugzeug – nicht zuletzt aus Zeitgründen.
1 Wer Lust hat für ein einige Zeit (Tage bis Wochen) Englisch (oder auch Französisch oder Deutsch) zu unterreichten ist höchst willkommen und kommt im Gegenzug in den Genuss von Kost und Logie bei einer lokalen Familie und Russisch- oder Tadschikisch-Unterricht. Bei Interesse einfach bei uns melden.