Ich habe die letzten sechs Monate in China verbracht. In dieser mehrteiligen Serie möchte ich über einige Themen berichten, welche euch Blogleser interessieren könnten.

Ich beginne mit einem der wichtigsten Thema in ganz Asien: Dem Essen. Das ist auch in China so. Das Thema begleitet einem auf Schritt und Tritt. Nicht nur wird von frühmorgens bis abends spät gegessen, auch wird sehr viel darüber gesprochen und diskutiert. Essen ist zentral und ein wichtiger Teil der sozialen Interaktion. Man geht Essen mit Freunden, der Familie und Kunden. Zudem werden Gerichte mindestens so häufig fotografiert und auf sozialen Medien verbreitet wie gegessen.

Esskultur

In China gibt es ein wichtiges Grundprinz: Man möchte möglichst mehrere unterschiedliche Gerichte während einer Mahlzeit einnehmen. Nur ein Hauptgericht zusammen mit Reis geht nicht. Man möchte eine Auswahl haben und zwischen möglichst verschiedene Geschmacksrichtungen wählen können. Dies hat zur Folge, dass Chinesen gerne in grossen Gruppen Essen gehen, damit mehrere Gericht bestellt werden können. Die Gruppe sitzt dann zusammen um einen grossen runden Tisch, die Gerichte werden auf einer Drehscheibe platziert, was das Teilen einfacher macht: Man dreht an der Scheibe, bis das gewünschte Gericht vor einem zu liegen kommt und bedient sich.

Eine durchschnittliche Menükarte hat in einem Chinesischen Restaurant nicht selten über 100 unterschiedliche Gerichte. Chinese mögen es, die Auswahl zu haben und von allem wählen zu können – nicht nur auf dem Tisch sondern auch schon in der Speisekarte. Übrigens, dies widerspiegelt sich nicht nur bei einem Restaurantbesuch. Wer schon mal eine typisch Chinesische Webseite besucht hat, erkennt das selbe Muster: Überladen mit allen Infos & Links auf einer einzigen Seite. Man will auf einen Blick sehen, was es alles gibt.

Geht man mit Chinesen Essen, muss man sich keine Sorge machen, nicht satt zu werden. Es wird bestimmt genug und meistens zu viel bestellt. Die Gerichte unterscheiden sich meist geschmacklich stark, so dass für jeden etwas dabei ist. Auch die Zutaten – insbesondere Fleisch – variieren. Dies hat zur Folge, dass die Anzahl der unterschiedlichen Tierarten auf dem Esstisch oft die eines mittelgrossen Zoos übertrifft…

Ebenfalls interessant: Suppe wird oft als letzter Gang gereicht. Man hat die Vorstellung, damit die letzten Hohlräume im Magen auszufüllen.

Unterschiedliche Chinesischen Regionalküchen

Welches sind die typischen Gerichte der Chinesischen Küche? Nun, ich war mehrheitlich in den grossen Städten Shanghai, Beijing und Shenzhen unterwegs. Hier gibt es Restaurants, welche Spezialitäten aus allen Provinzen anbieten. Man geht nicht ‚Chinesisch Essen‘, sondern besucht ein Szechaun, Hunan oder Kantonesischen Restaurant. Solche regionale Restaurants findet man häufig und sind sehr beliebt, da sehr viele Stadtbewohner der Arbeit wegen aus fernen Provinzen zugezogen sind. Heimweh wird dann meist mit authentischem Essen aus der Heimatregion bekämpft.

Die verschiedenen Provinzen haben unterschiedliche Küchen. Abhängig von der geographischen Lage, dem Klima, der verfügbaren Infrastruktur und auch der Religion benutzt jede Region unterschiedliche Zutaten und hat andere Spezialitäten. Eine gute Übersicht über die verschiedenen Regionalküchen gibt es hier. Ich möchte in diesem Beitrag auf meine persönlichen Favoriten eingehen.

Kantonesische Küche 粤菜

Die Kantonesische Küche ist mild und manchmal auch etwas süsslich. Hier wird weniger mit Gewürzen gekocht, dafür sind die Zutaten sehr frisch und man versucht das natürliche Aroma hervorzuheben. Dim Sum, Fisch und Meeresfrüchte zeichnen diese Küche aus. In Hong Kong ist die Kantonesische Küche weit verbreitet. Es ist ein guter Ort um wunderbares Kantonesisches Essen wie Dim Sum geniessen zu können.

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Sichuan  Küche 川菜

麻 辣 oder málà bedeutet betäubend & scharf und beschreibt die Eigenheit dieser Küche treffend. Viele Gerichte beinhalten Szechuanpfeffer. Nicht mit Pfeffer verwandt, handelt es sich beim Szechuanpfeffer um die getrockneten Samenkapseln des Gelbholz-Strauches. Den Geschmack des Szechaunpfeffer beschreibt man in China nicht mit salzig, bitter, scharf, süss oder sauer, sonder mit einem eigenen Namen: má. Und wie schmeckt ? Es ist ein intensives Geschmacksempfinden welches zuerst leicht pfeffrig ist und danach in eine Zitrus-Note übergeht. Am Schluss bildet sich ein lange anhaltendes, betäubendes Prickeln aus. Für viele Gerichte wir Szechaunpfeffer verwendet. Natürlich auch für den berühmten Sichaun Hot Pot. Wer diese Geschmackserlebnis selber probieren möchte, kann Szechaunpfeffer in unsere Webshop bestellen.

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Hunan Küche 湘菜

Die Küche Hunans ist der von Sichuan ähnlich, verwendet aber in der Regel keinen Szechuanpfeffer. Dennoch, dank dem allgegenwärtigen Chilli sind die Gericht teilweise sehr scharf.  Das Essen aus Hunan steht für Vielfältigkeit. In der Hunan-Küche werden die Gerichte auf sehr unterschiedliche Art und Weise zubereitet. Es wird frittiert, geschmort, gedämpft und gebraten. Fisch und Huhn spielen eine grosse Rolle.  Die Küche zeigt Einflüsse südostasiatischer Küchen, Kräuter und Pilze spielen eine grosse Rolle.

Wer Exotisches mag, is mit der Hunan Küche gut bedient. Sie bietet aussergewöhnliche Fleischsorten wie Frosch, Hund oder Schildkröte.

Xinjiang Küche 新疆菜

Das von den Uiguren und andern Nationalitäten besiedelte autonome Gebiet Xinjiang im äussersten Westen der Volksrepublik hat eine ganz eigene Küche. Die Regionalküche ist geprägt von Zentralasiatischen Einflüssen. So wird hier ebenfalls gerne Pilaf und Kebab serviert. Neben frischen Weizennudeln kennt man hier auch Fladenbrot Naan. Besonders lecker und eine willkommene Abwechslung bilden Lammgerichte, welche oft mit Kreuzkümmel, Zimt und Sternanis gewürzt werden. Dank den zahlreichen Migranten aus Xinjiang in die Grossstädte findet man überall Xinjiang Restaurants. Manchmal sogar welche mit so lauter Live-Musik & Tanz, dass an eine Konversation am Esstisch nicht zu denken ist.

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