Wer an Europa denkt, denkt in erster Linie an historische Städte, liebliche Kulturlandschaften oder gut erschlossene klassische Ferienziele – immer geprägt vom Menschen. Aber kaum jemand denkt an endlose Wildnis. Doch die gibt es durchaus – auch in Westeuropa. Okay, vielleicht nicht ganz so endlos, aber immerhin eine Entdeckung wert. Und was noch dazukommt: Die europäische Wildnis breitet sich wieder aus!

Was mir schon länger durch den Kopf geht, wurde nun auch im aktuellen WWF Magazin thematisiert: Da in Europa immer mehr abgelegene Gebiete vom Menschen aufgegeben und verlassen werden, erhält die Wildnis wieder ihren Platz zurück. Wildtiere und Pflanzen erobern sich ihre Gebiete zurück und es gibt auch Organisationen, die dies gezielt fördern und unterstützen, wie zum Beispiel Rewilding Europe. Selbst in der dicht besiedelten Schweiz lässt sich diese Tendenz beobachten, am deutlichsten an der wieder öfters anzutreffenden Wölfen und Bären. Die Entwicklung hat durchaus auch seine touristischen Reize: Warum nicht einmal gezielt in eine verlassene Gegend fahren und dabei zuschauen, wie die Natur sich wieder ausbreitet? Die Ruhe und Abgeschiedenheit geniessen, die in Europa eher unerwartet daherkommt? Und fernab der Touristenpfade neue Dinge entdecken? Einige der Hotspots dieser Landflucht sind zum Beispiel das spanisch-portugiesische Grenzgebiet, das französische Zentralmassiv, der Apennin in Italien, oder auch weite Teile Rumäniens und Bulgariens. Und da wir trotz allem immer noch in Europa sind, sind der öffentliche Verkehr, Strassenverbindungen und das nächste Gasthaus trotzdem nie allzu weit weg, was Kurzreisen umso einfacher macht. Also los: Rucksack packen und auf in die Wildnis!

Photo: Staffan Widstrand / Rewilding Europe