Zentralasien ist eine faszinierende Region und noch interessanter ist es, wenn man mit dem Zug anreist. Alles was man dafür braucht sind eine Handvoll Visa und etwas Zeit. So erreicht man beispielsweise ab Zürich nach läppischen 6954 Schienenkilometern, 9 Ländern und nur 5 Tagen, 2 Stunden und 11 Minuten reiner Fahrzeit bereits die Stadt Samarkand in Usbekistan. Diese Reise habe im April mit ein paar Freunden unternommen und möchte sie euch natürlich nicht vorenthalten: Ein Erlebnisbericht in vier Teilen von der Schweiz nach Tadschikistan.

 

Strecke: Zürich-Kiev
Fahrzeit: 31:55
Distanz: 2283 km

Das montone Rattern der Eisenbahnwagen beginnt am Zürcher Hauptbahnhof und wird uns noch lange begleiten. Unser erstes Zuhause ist der EuroNight nach Budapest. Da am nächsten Tag Karfreitag ist, ist er voll besetzt – viele Ungaren, die über die Feiertage nach Hause fahren, aber auch junge Schweizer Touristen machen es sich gemütlich. Für uns bildet der Zug die erste Etappe einer längeren Einsenbahnreise nach Zentralasien: Die eiserne Seidenstrasse.

Budapest empfängt uns an einem schönen, aber kalten Frühlingsmorgen. Ein Spaziergang gibt uns einen Grobüberblick über die Stadt: Burghügel, Donau, Kettenbrücke, Markthalle. Wir gehen den Tag gemächlich an und entspannen am Nachmittag im wunderschönen Szechenyi-Bad. Irgendwie haben wir das Gefühl, das solch angenehme Bademöglichkeiten in naher Zukunft rar werden könnten… Am Abend führt uns ein alter Freund durch das angesagte jüdische Viertel mit seinen zahlreichen Bars und Restaurants: Vom Ruinenbar-Pionier Szimpla über die stationären Food Trucks des Karaván zur modernern Ruinenbar Anker’t und dem Club Instant. Eine Ruinenbar ist ein in Budapest sehr erfolgreiches und oft kopiertes Konzept und besteht aus einer oder mehreren Bars in einem verlassenen und nur grob zurechtgemachten Gebäude, gerne auch teilweise unter freiem Himmel. Oft entsprechend künstlerisch und alternativ angehaucht, aber mit seinem „shabby chic“ sehr zeitgemäss und mit oft ausgefallenen Dekorationen.

Nächstentags bringt uns eine lange Zugfahrt mit Halt an unzähligen kleinen Stationen quer durch die Ungarische Ebene nach Záhony an der Ukrainischen Grenze. Von dort fährt ein einzelner Wagen die kurze Strecke über die Grenze nach Chop, wo der Bahnhof gleich unverkennbaren Sowjet-Charme versprüht. Der Nachtzug nach Kiev schliesslich schlängelt sich durch die malerischen verschneiten Berglandschaften der Karpaten bevor wir einschlafen…

 

Nächstes Mal: Kiev, Moskau und zwei unterschiedliche Sichtweisen auf den selben Konflikt.