Im Oktober 2013 führte uns die Pioneer Tour in die hohen Berge Boliviens und Chiles. Unter dem Titel „Altiplano, Atacama y Amor“ kombinierten wir diese zwei doch sehr unterschiedlichen Länder, die jedoch eine turbulente Geschichte und eindrückliche Naturschauspiele verbinden.
Den Start bildete die spektakulär gelegene bolivianischen Metropole La Paz, wo wir uns an dünne Luft, Kokablätter und Lamafleisch gewöhnen konnten. Der zweite Stopp in Bolivien war dann Potosí, das noch vor wenigen hundert Jahren zu den grössten und reichsten Städten der Welt gehörte. Zu verdanken war dies dem gigantischen Silberabbau unter der spanischen Kolonialherrschaft, weshalb Potosí heute über zwei Hauptsehenswürdigkeiten verfügt: Das gut erhaltene koloniale Stadtzentrum, sowie die Minen des Cerro Rico. Im Innern dieses stadtnahen Berges befindet sich ein Netzwerk von Stollen gigantischen Ausmasses, in welchem früher Silber und heute vorwiegend Zinn abgebaut wird. Die Abbaumethoden haben sich in all den Jahren jedoch kaum verändert, weshalb noch heute unter mittelalterlich anmutenden Bedingungen gearbeitet wird. Begleitet von ehemaligen Minenarbeitern konnten wir in dieses unterirdische Labyrinth eindringen und so einen Einblick in den harten Alltag der Mineure gewinnen. Tatsächlich, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Der Abbau erfolgt fast ausschliesslich durch Muskelkraft und das Material wird mit Schaufeln, Flaschenzügen und einfachen Handkarren aus dem Berg geschafft.
Einen starken Kontrast zu den engen Stollen bot tags darauf die schier endlose Weite des Salar de Uyuni, des grössten Salzsees der Welt. Die riesige weisse Fläche hat etwas surreales und liess uns jegliches Gefühl für Distanzen verlieren. Unwirkliche Landschaften begleiteten uns auch die folgenden Tage bei der Weiterreise durch das Reserva Natural de Fauna Andina Eduardo Abaroa: Bizarre Felsformationen, marsähnliche Landschaften, plötzlich auftauchende Seen mit grossen Flamingokolonien und sogar eine von Bakterien blutrot verfärbte Lagune.
Eduardo Abaroa war der Held des traumatischen pazifischen Kriegs (1879-83), der Bolivien zugunsten von Chile die Atacamawüste und seinen Meerzugang kostete. Der Verlust ist heute noch präsent und Bolivien trauert dem verlorenen Land noch immer nach – so sehr, dass das Binnenland sogar seine Marine noch nicht aufgegeben hat, in der Hoffnung einst wieder über eine Küste zu verfügen. Und in genau dieser ehemals bolivianischen Region Chiles lag unsere nächste Station: San Pedro de Atacama. San Pedro ist ein entspanntes Städtchen in der trockensten Wüste der Welt. Trotz der grossen Auswahl von Sehenswürdigkeiten beschränkten wir uns auf den Besuch der eindrücklichen Täler Valle del Muerte und Valle de Luna – welche mit ihren spektakulären Landschaften und einem grandiosen Sonnenuntergang nicht im geringsten enttäuschten.
In der Oasen- und Bergbaustadt Calama besuchten wir den Kupfertagebau Chuquicamata (notabene der grösste der Welt), dessen industrieller Abbau mit riesiger Maschinerie einen eindrücklichen Kontrast zum altertümlichen Zinnabbau in Potosí bot. Ein Ausflug im Morgengrauen zum Geysirfeld von El Tatio – sprudelndes kochendes Wasser, bunte Ablagerungen und zahlreiche Viscachas inklusive – rundete unsere Entdeckungreise durch das Herzstück der Atacamawüste ab.
Nach kurzer Erholung in der Küstenstadt Iquique machten wir uns dann auf, mit Pickup und Geländewagen die weniger besuchten Gebiete des chilenischen Altiplanos zu besuchen. Mit Ersatztreibstoff, Kanister gefüllt mit Trinkwasser und genügend Proviant für eine Woche steuerten wir unser erstes Ziel, das verschlafene Dörfchen Isluga an Fusse des gleichnamigen, munter rauchenden Vulkans, an. Unterwegs nutzten wir noch die Gelegenheit, die Geisterstädte Humberstone und Santa Laura zu besuchen, die seit dem Ende der lokalen Salpeterindustrie 1960 in der Wüstensonne brachliegen und nun attraktive Fotosujets abgeben.
Von Isluga aus führte uns die Strasse abwechseld durch karge wüstenhafte und fruchtbar grüne Landstriche – stets über 4000 m.ü.M und grob entlang der bolivianischen Grenze. Immer wieder tauchten kleine Weiler mit weiss getünchten Kirchen auf und majestätische Vulkane säumten den Weg. Die Natur hat hier sehr viel zu bieten: Unter anderem heisse Quellen die zum Baden einladen, einen Salzsee, diverse Lagunen, Viscachas, Lamas und Adler. Anderen Touristen begegneten wir nicht mehr und hatten so die wunderschöne Landschaft für uns allein. Eine kalte Nacht verbrachten wir im Zelt, die restlichen in den einfachen Unterkünften des Nationalparks.
Nach der Rückgabe der Fahrzeuge in der Küstenstadt Arica flogen wir für die letzten Tage in die chilenische Hauptstadt Santiago. Die moderne Grossstadt kann zwar keine herausgeputzte Altstadt bieten, verfügt jedoch spätestens auf den zweiten Blick über zahlreiche schmucke Ecken, tolle Bars, Restaurants und Märkte sowie eine lebendige Street Art Szene. Ein Tagesausflug in die rauh-schöne Hafenstadt Valparaíso rundete das letzte Wochenende ab. In Santiago beendeten wir unsere Reise standesgerecht bei kulinarischen Entdeckungen erster Güte.
Zum Reiseprospekt