„Turk-was-stan, wo ist denn das?“ ist die typische Frage mit der man konfrontiert wird wenn man über die geplante Reise nach Turkmenistan spricht. Eingeklemmt zwischen Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran und dem kaspischen Meer, ist Turkmenistan ein bei uns weitgehend unbekannter Wüstenstaat Zentralasiens. Das kommt nicht von ungefähr: Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist das Land ziemlich von der Aussenwelt abgeschottet.
Turkmenistan wurde bis zu seinem Tod 2006 durch den exzentrischen Herrscher Saparmurat Niyazov (genannt Turkmenbaschi) regiert. Dieser hat während seiner Regierungszeit einen bizarren Personenkult um sich aufgebaut. So liess er Monatsnamen nach seinen Angehörigen umbenennen, dem landestypischen Fladenbrot hat er kurzerhand den Namen seiner Mutter verliehen und in der Hauptstadt erbaute er eine goldenen Statue, die sich immer nach der Sonne ausrichtete, damit das Gesicht nie im Schatten stehen würde. Sein Nachfolger und aktuelles Regierungsoberhaupt, Gurbanguly Berdymuhamedow, scheint kaum weniger totalitär zu sein.
Wir wollten mehr über dieses Land, seine Kultur und seine Leute erfahren. Daher führte uns unsere erste Pioneer Tour im Frühjahr 2011 nach Turkmenistan. Mit einer Gruppe von 6 Personen reisten wir während 15 Tagen durch dieses Land um es besser kennenzulernen.
Die aussenpolitische Isolation bedeutet leider auch, dass es nicht möglich ist ein Touristenvisum zu erhalten, ohne eine Tour mit einer staatlich anerkannten Organisation zu buchen. Mann darf als Tourist ausserhalb der Hauptstadt gar nur begleitet untewegs sein. Was fast Nordkoreanisch tönt, relativiert sich jedoch wieder, wenn man weiss, dass es anerkannte Anbieter gibt, die von der Regierung unabhängig agieren können. Mit diesen Anbietern kann man eine Tour ganz nach den eigenen Vorlieben und Wünschen zusammenstellen.
Eine Turkmenistan-Reise beginnt meist in der Hauptstadt Ashgabat. Ashgabat ist wohl eine der bizarrsten Städte der Welt. Sie ist am ehesten vergleichbar mit Las Vegas oder Disneyland – aber ganz ernst gemeint wohlgemerkt. Die ganze Stadt ist voller Marmorpaläste, spektakulären Brunnen und goldenen Statuen. Nur Menschen sieht man kaum. Das heisst, die meisten Menschen die man sieht sind entweder Polizisten (welche alle 200 Meter an den wichtigsten Strassen stehen) oder gehören zum Reinigungspersonal, welches die weitläufigen Plätze schrubbt. Kurz: Ashgabat ist ein wirklich skurriler und surrealer Ort, dessen Atmosphäre man am ehesten mit ‚grössenwahnsinnigem und ernst gemeintem Disneyland‘ beschreiben kann.
Von Ashgabat fliegen wir mit Turkmenistan Airlines nach Tukmenbashi am kaspischen Meer – ja, eine Stadt hat der bescheidene Führer auch nach sich benannt. Dort erwarten uns bereits Oleg und Ismurat, unsere Führer und Fahrer für den Rest der Rese. Unsere Tour beginnt mit dem kaum besuchten – anscheinend kann man die jährlichen Besuche problemlos an den eigenen Fingern abzählen – aber unvergleichlich schönen Yangikala Canyon. Bunte Erdformationen geben hier ein wunderschönes Panorama ab, welches sich fast bis zum Horizont erstreckt. Das Farben- und Lichtspektakel bei Sonnenuntergang ist atemberaubend.
Die nächsten Tage durchqueren wir mit unseren zwei Geländewagen die Karakum-Wüste, übernachten im Zelt und machen Halt in kleinen Oasenorten, wo wir mit grösster Neugier empfangen werden. Ismurat stellt sich als sehr geschickter Fahrer heraus, der die Sanddünen souverän meistert, während Oleg, ein früherer Offizier der Sowjetarmee, der perfekte und fürsorgliche Reiseführer ist. Täglich werden wir mit Spezialitäten wie Schaschlik, vergorener Kamelmilch, Plov oder Dosenfleisch verköstigt, zuverlässig begleitet von grösseren Mengen Vodka.
Endpunkt und aufgeregt erwartetes Highlight dieser Wüstenquerung sind die Krater von Darvaza, insbesondere jener, aus dem Erdgas austritt und deswegen seit Jahrzenten ständig in Flammen steht. Auch bekannt als das „Tor zur Hölle“, bietet dieser insbesondere Nachts ein eindrückliches und unvergleichlich surreales Spektakel.
Nach einen abschliessenden Halt in der historischen Stadt Konye-Urgench fliegen wir wieder zurück nach Ashgabat bevor wir unseren Heimweg antreten.
Das Fazit der Reise? Turkmenistan mag bei uns kaum bekannt sein, aber seine unvergleichlichen bizarren Sehenswürdigkeiten sind einzigartig und die Schwierigkeiten mit den Formalitäten allemal wert.