Tetrodotoxin, kurz TTX, ist ein sehr starkes Nervengift. Die letale Dosis beträgt etwa 10 µg pro kg Körpergewicht. Es wirkt nur auf die Körpernerven, nicht auf das Gehirn − die Opfer werden vollständig gelähmt und können sich weder bewegen noch sprechen, bleiben aber bei Bewusstsein. Sie sterben dann am durch die Lähmung bedingten Atemstillstand und daraus folgender Erstickung oder aber an Herzstillstand. Den Namen verdankt das Gift den Tetraodontidae – der Familie der Kugelfische. Die Tiere sind hochgiftig. Das Gift ist vorwiegend in Leber, Rogen oder Darm angesammelt, während das Muskelfleisch grösstenteils ungiftig ist.
Der Verzehr von Kugelfisch hat eine lange Tradition. Bereits die alten Ägypter warnten mit Hieroglyphen vor dem Konsum von Kugelfisch Fleisch. Und am 7. September 1774 kaufte der britische Seefahrer James Cook von einem lokalen Fischer einen Kugelfisch. Das Tier war ihm bis dahin unbekannt und musste dokumentiert werden. Da das Beschreiben des Tieres und das Erstellen von Zeichnungen länger dauerten, konnte das Tier nicht wie geplant zum Abendessen zubereitet werden. Man hat daher nur die Leber zubereitet. In seinem Tagebuch beschrieb Cook danach seine Erfahrungen: Merkwürdige Lähmungserscheinungen und Müdigkeit traten ein. Man verzichtete daher auf die Zubereitung des restlichen Fisches…
Und genau eines dieser Tiere habe ich kürzlich in Tokyo verspeisen dürfen. Der Fisch wird dort zu Fugu verarbeitet und gilt als Delikatesse.
Die Zubereitung von Fugu war früher in Japan verboten. Während der Muromachi-Zeit (14.–16. Jahrhundert) wurde ein allgemeines Verzehrverbot erlassen. Bei den Samurai wurde eine Fuguvergiftung als sinnloser Tod betrachtet und führte zur Aufhebung der Besoldung der ganzen Familie. Als der Premierminister Itō Hirobumi 1888 im Restaurant Shunpanrō in Shimonoseki Kugelfisch ass und von dessen Geschmack begeistert war, wurde diese Verbot jedoch wieder aufgehoben.
Heute muss in Japan jeder, der mit Fang, Handel oder Zubereitung zu tun hat, eine spezielle Lizenz besitzen. Für die Zubereitungslizenz muss der Koch zwei Jahre in einem Fugurestaurant gearbeitet haben und muss dann eine Prüfung ablegen.
Shimonoseki Shunpanro Tokyo ist ein Ableger des berühmten Fugu-Restaurants in Shimonoseki. Im Restaurant werden in einem traditionellen Ambiente die exquisiten Fugu-Gerichte serviert. Zur Mittagszeit wird nur ein Menu angeboten, welches mit 2600 Yen (ca. 25 CHF) sehr preiswert ist. Am Abend werden die Gerichte dann umfangreicher und teurer (8000 – 20000 Yen). Mein Gericht bestand aus Fugu Sashimi (Mukouzuke), Fugu frittiert (Agemono), Fugu Hot Pot (Nabemono), sowie Fugu flakes über dem Reis.
Nun, der Fisch schmeckt nicht anders als normaler Fisch. Dennoch, die abwechslungsreichen Gereichte schmecken sehr lecker und das Ambiente sowie die Bedienung machen einen Besuch in diesem Restaurant besonders empfehlenswert. Und ein bisschen Nervenkitzel ist halt schon auch dabei.