Kürzlich war ich geschäftlich in Indonesien und habe die Gelegenheit genutzt, noch ein paar Tage Ferien anzuhängen. Dabei bin ich in eine Situation gekommen, die beispielhaft für unerwartete Erlebnisse steht, sowie den Spagat zwischen Massentourismus und Kontakt mit der Lokalbevölkerung illustriert.
Aber der Reihe nach: Indonesien ist ein riesiges Land, das viel zu bieten hat, entsprechend schwer fällt die Wahl einer einzelnen Destination. Da ich nur fünf Nächte zur Verfügung hatte und zudem wegen der Arbeit mit relativ viel Gepäck unterwegs war, habe ich mich eher untypisch für eine touristisch bereits sehr entwickelte Insel entschieden: Lombok. Besonders beliebt ist die kleine vorgelagerte Insel Gili Trawangan, welche sowohl auf dem Backpacker-Trail liegt, wie auch von Ausflugstouristen aus Bali gerne besucht wird. Es ist eine klare Touristenhochburg, wo natürlich auch versucht wird, den Besuchern Dienstleistungen (wie Transporte) und Produkte zu möglichst hohen, teils überrissenen Preisen zu verkaufen. Wobei man auch sagen muss, dass die Verkäufer dort nicht so aufdringlich sind wie an vielen andern vergleichbaren Hotspots. Jedenfalls habe auch ich dort einen Zwischenhalt gemacht, bevor ich die letzte Nacht wieder aus logistischen Gründen auf Lombok selbst verbrachte.
Da mein letzter Übernachtungsort kaum etwas zu bieten hatte, mietete ich spontan einen Motorroller um damit die Küste zu erkunden. Nach etwa einer Stunde Fahrt kam ich an einem handgemalten Wellblechschild vorbei, das zu einem Wasserfall in wenigen Kilometern Entfernung wies. Kurzerhand entschloss ich mich, dem Schild zu folgen, auch wenn der Wasserfall weder auf meiner Karte noch im Reiseführer verzeichnet war. Bei der Fahrt über die schlecht ausgeschilderte Rumpelpiste wurde der Gedanke immer stärker, dass ich mich wohl in erster Linie lächerlich mache, mitten in der Trockenzeit zu einem kleinen Wasserfall fahren zu wollen.
Dort angekommen dann die Überraschung: Etwas versteckt nach einem eher mickrigen Rinnsal führte ein Steg in einen tiefen Einschnitt im Berg, in dem der Wasserfall sich in ein Becken ergoss. Nebst mir war dort noch eine Gruppe junger Freunde, die in der Nähe wohnten und mich sofort dazu aufgefordert haben mit Ihnen zu schwimmen und den Wasserfall hoch zu klettern. Allesamt waren sie erstaunt, wie ich alleine an diesen Ort gelangt sei. Die meisten von Ihnen arbeiteten übrigens bei einem Transportunternehmen auf Gili Trawangan und nun lernte ich sie also von der „privaten“ Seite kennen. Spontan schloss ich mich Ihnen an und gemeinsam fuhren wir noch an die Küste um den Sonnenuntergang zu sehen. Da ich sonst keine Pläne hatte, lud mich einer meiner neuen Freunde zu seiner Familie zum Abendessen ein. Was mich dort erwartete, war weit mehr als ich mir vorgestellt hatte: Da die andern Freunde auch eingeladen waren, trug seine Mutter ein wahrhaftes Festessen auf: Ein geschätztes knappes Dutzend lokale Gerichte, dass sich der Tisch gebogen hätte wenn denn einer vorhanden gewesen wäre (gegessen wurde am Boden). Nicht nur war das Essen ausgesprochen lecker, auch war ich von der Gastfreundschaft überwältigt und sehr dankbar für diesen Einblick in das echte Leben auf Lombok. Die folgende Einladung zum Übernachten musste ich dann leider aus praktischen Gründen ausschlagen. Aber in Kontakt mit ihnen bin ich immer noch ab und zu.
Warum ich diese Geschicht erzähle? Weil sie beispielhaft für zwei Dinge steht, die ich auf Reisen immer wieder erfahre: Erstens kommen die besten Erlebnisse häufig durch spontane Entscheidungen und Zufälle zustande. Man muss sich ihnen nur öffnen. Und zweitens muss man die ausgetretenen Touristenpfade oft nicht weit verlassen um auf ganz authentische Erlebnisse zu stossen und mit der Lokalbevölkerung in Kontakt zu kommen.