Immer mehr Menschen reisen immer weiter. Und während Teilnehmer von Pauschalreisen oft in erster Linie Wert auf eine gute Tourismus-Infrastruktur legen, sind die meisten Individualreisenden auf der Suche nach „authentischen“ Reiseerlebnissen und mögen es gar nicht, wenn ihnen dabei allzu viele andere Touristen über den Weg laufen. Da insbesondere der Individual-Tourismus in den letzten Jahren stark zugenommen hat, wird das natürlich zunehmend schwieriger. Wie soll man also noch echte Gehimtipps finden?

Die meisten Individualreisenden verlassen sich in erster Linie auf Reiseliteratur, was auch naheliegt. Jedoch sind gerade auf solche Bedürfnisse zugeschnittene Publikationen mit der Zeit Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. So wird zum Beispiel eine Empfehlung im Lonely Planet oft bereits nach kurzer Zeit derart überrannt, dass nicht nur der Charakter des ursprünglichen „Geheimtipps“ darunter leidet, sondern oft auch die Qualität stark abnimmt – zumindest in vergleichsweise viel bereisten Ländern. Sei es weil sich der Besitzer eines Lokals weniger anstrengen muss um genügend Gäste anzulocken, oder weil ein ehemals kaum besuchter Ort rasch von so vielen Touristen angesteuert wird, dass sein Charme weitgehend verloren geht. Diese Erfahrung habe ich zum Beispiel in Indien gemacht, wo Tipps im Lonely Planet bereits ein Jahr nach Herausgabe hoffnungslos überrannt waren, während prominent beschriebene Empfehlungen aus der bereits einige Jahre alten Iran-Ausgabe noch topaktuell und kaum besucht waren. Natürlich sind auch weniger bereiste Regionen viel weniger detailliert beschrieben und lassen noch mehr Raum für wirklich eigene Entdeckungen.

Allerdings kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass nicht alle Reiseziele oder Sehenswürdigkeiten mit zunehmender Bekanntheit automatisch ihren Charme einbüssen. So zum Beispiel hat die laotischen Flussinsel Don Det meiner Meinung nach trotz vieler Touristen immernoch eine wunderbare Atmosphäre und eine „unverdorbene“ Lokalbevölkerung. Natürlich gibt es aber auch negative Fälle. Persönlich kommt mir dazu zum Beispiel das griechische Kloster Megálo Metéora in den Sinn, welchen in meinen Augen beim Besuch durch die im Bussen herangekarrten Touristenmassen jeglichen Charme verloren hatte. Was kann man in so einem Fall tun? Oft ist es ganz einfach: Ein Besuch in der Nebensaison, zu Randzeiten oder vergleichbarer Alternativen kann rasch Wunder wirken – der Massentourismus ist meist faul. So zum Beispiel hatten wir bei besagter Griechenlandreise die atemberaubenden Wanderwege durch die Felsenlandschaft von Metéora fast für uns allein und andere, nur geringfügig schwieriger zu erreichende Klöster (zum Beispiel solche ohne Busparkplatz) präsentierten sich von ihrer besten Seite und waren viel lohnenswerter.

Wo Reiseliteratur und Internetrecherche nicht mehr weiterhelfen, gibt es jedoch natürlich noch weitere Quellen für potentielle Geheimtipps. Oft sind dies persönliche Kontakte, auch wenn sie um viele Ecken ragen. Und wer nicht über solche verfügt, findet oft über Netzwerke wie beispielsweise CouchSurfing Orte, an die sich sonst kaum ein Tourist verirrt. Und nicht zuletzt ist es natürlich auch eine Stärke von einer persönlichen Beratung wie bei Beyond Travel, solche Tipps aufzuspüren und weiterzugeben (soviel Werbung in eigener Sache sei erlaubt).

Zum Thema noch eine kleine Geschichte aus dem Norden Tadschikistans:
In einem Gespräch über unsere Faszination mit sowjetischen Gebäuden und Statuen mit Einheimischen sprach ein älterer Herr von einer anscheinend riesigen Lenin-Büste auf einem abgelegenen Staudamm, von dem auch die anderen Tadschiken in der Runde noch nie gehört hatten und von dem natürlich auch in keinem Reiseführer etwas zu lesen war. Mit einer einfachen Beschreibung im Stil von „In der Nähe des Dorfes A, welches mit einem Sammeltaxi vom Markt XY im Dorf B erreichbar ist“ machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg. Nach einigen Konfusionen in A angekommen, gingen wir auf gut Glück einige wenige Kilometer Flussaufwärts und fanden tatsächlich eine Büste ungeahnten Ausmasses des onmipräsenten Revolutionärs vor. Wieder zurück lösten die Fotos auch bei vielen Einheimischen Erstaunen aus.

Fazit: Dem Massentourismus auszuweichen ist gar nicht so schwer!